Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft

18.9.2024

Insektenerfassung am Campus Klein-Altendorf zweizeilige Überschrift

18.9.2024

Insektenerfassung am Campus Klein-Altendorf zweizeilige Überschrift

Sonnenhut

Fenchel

Mohn

Anis

Kamille

Forschungsprojekt AmobiLa

Das Forschungsprojekt AmobiLa untersucht die Bestäubungsökologie von Arznei- und Gewürzpflanzen. Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung von blütenbesuchenden Insekten an modellhaft ausgewählten Kulturen zu dokumentieren. Damit können Wechselwirkungen zwischen Bestäuberinsekten, Ertragsbildung und Biodiversität erkannt und in Produktionssystem integriert werden. Die Forschungsergebnisse werden direkt in die landwirtschaftliche Praxis, an politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit weitergegeben, um Impulse für eine biodiversitätsfördernde und zukunftsfähige Landwirtschaft zu fördern.

AmobiLa - Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft

Laufzeit: 01.03.2023 - 28.02.2026

Im Forschungsprojekt AmobiLa werden am Beispiel der fünf Modellkulturen Fenchel, Sonnenhut, Mohn, Anis und Kamille experimentelle Untersuchungen zur Quantifizierung der Ertragsrelevanz von gezielter Insektenförderung durchgeführt sowie weiterführende Forschung zu den biodiversitätsfördernden Impulsen des Arzneipflanzenanbaus, beispielsweise im Hinblick auf Bereitstellung von Nist- und Nahrungshabitaten betrieben. 

Mit den Untersuchungen zur Ertragsstabilisierung gehen ebenfalls Optimierungsprozesse der Produktionsverfahren einher. Die Identifizierung von Bestäuberinsekten und anderer Bestäubungswege spielen auch unter dem Aspekt der Züchtung und Saatgutproduktion eine – wenn auch untergeordnete – Rolle (Anis, Kamille).
Weiterhin soll die Wirkung der Arzneipflanzen auf den Reproduktionserfolg verschiedener Blütenbesucher am Beispiel ausgewählter Wildbienenarten quantifiziert werden. Mit den geplanten Untersuchungen zur Messung des Beitrages der Bestäubung zur Ertragsausbildung, können die Grundlagen für eine ökonomische Bewertung ertragswirksamer Faktoren beim Anbau auf der einen und des biodiversitätswirksamen Nutzens des Anbaus von Arznei- und Gewürzpflanzen auf der anderen Seite durchgeführt werden.
Umfangreiche Transfermaßnahmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette stellen den dritten Schwerpunkt der geplanten Arbeiten dar. Während für Anbaupraxis, Fach- und Naturschutzberatung die Wissensvermittlung zur strukturellen Förderung von Bestäuberinsekten im Vordergrund stehen, werden für die politischen Gremien Kennzahlen und Entscheidungshilfen bereitgestellt. Verarbeiter und Endverbraucher können sich mit Hilfe unterschiedlicher, anschaulicher Materialien über die verschiedenen blütenbesuchenden Insektenordnungen auf den Zielkulturen und deren Bedeutung für die Agrarökosysteme informieren. Die ökonomische und ökologische Bewertung des Anbaus der ausgewählten Arzneipflanzen im Vergleich zu Alternativkulturen stellt im Rahmen der Transfermaßnahmen für die Anbauer eine wichtige Entscheidungshilfe dar. Diese Entscheidungshilfen kommen auch der Politik zur Festsetzung förderpolitischer Rahmenbedingungen zu Gute

Das Fachgebiet Agrarökologie und Organischer Landbau (AOL)

Das Fachgebiet Agrarökologie und Organischer Landbau (AOL) des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) erforscht, wie sich landwirtschaftliche Produktion sowie Natur- und Ressourcenschutz durch gezielte Gestaltung von Agrarökosystemen besser vereinen lassen und wie Gesundheit, Stabilität und Resilienz in solchen Systemen langfristig gefördert werden können.

Schwerpunkte

Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Nutzpflanzensystemen durch Diversifizierung, d.h., eine stärkere Nutzung von Vielfalt. Diese umfasst u.a. die Erweiterung des Kulturartenspektrums z.B. durch vermehrten Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen, Gemengeanbau, oder die gezielte Förderung von bestäubenden Insekten durch blütenreiche Pflanzenarten-Mischungen.
Das Produktionssystem Ökologischer Landbau steht wissenschaftlich im Vordergrund, aber auch konventionelle landwirtschaftliche Betriebe werden in Forschung und Lehre integriert. Ackerbau-, Grünland- und Obstbausysteme werden auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen untersucht, von der Einzelpflanze bis hin zu Landschaften, von Wurzeln im Unterboden bis in die Kronen von Bäumen.

Agrarökologie & Organischer Landbau

Agrarökologische Fragestellungen richten sich auf das Spannungsfeld von landwirtschaftlicher Produktion und biotischem Ressourcenschutz. Ein wichtiger Fokus liegt auf Insekten und deren Rolle in Agrarökosystemen. Untersucht werden z.B. Honigbienen, Wildbienen, Schwebfliegen und andere Bestäuber, sowie Laufkäufer und andere Nützlinge, bis hin zu Insekten in Fließgewässern. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Analyse von Grünland- und Ackervegetationen in Abhängigkeit von Bewirtschaftungsfaktoren.
Die Lehre deckt die Fachbereiche Ökologischer Landbau, landwirtschaftlicher Naturschutz sowie Tier- und Vegetationsökologie ab.

Historie

Die Entstehung der Professur im Oktober 2017 ist Folge der Fusion des Lehrstuhls für Agrar- und Produktionsökologie (APOEK) und des Instituts für Organischen Landbau (IOL). Die inhaltliche und methodische Breite in Lehre und Forschung wird gestützt durch die Nutzung des Campus Wiesengut, durch die wissenschaftliche Koordination des Netzwerks Leitbetriebe Ökologischer Landbau in Nordrhein-Westfalen, sowie durch vielfältige regionale, nationale und internationale Kooperationen.

https://www.aol.uni-bonn.de/de
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Der Campus Klein-Altendorf (CKA)

Der Campus Klein-Altendorf (CKA) ist eins der drei Außenlabore der Landwirtschaftlichen Fakultät, an dem zahlreiche Versuche der universitären Institute sowie kooperierender Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Außerdem ist der CKA Standort für Lehrveranstaltungen und Exkursionen und bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Umsetzung praktischer Abschlussarbeiten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themen rund um den Acker- und Pflanzenbau sowie der Entwicklung von Produkten und Prozessen, die zur Schonung von Ressourcen beitragen und auch in der Praxis Bestand haben (Nachhaltigkeitscampus Klein-Altendorf). Beispiele hierfür sind die Biomasse-Heizung, die für warme Gewächshäuser ganz auf Grundlage der eigenen Rohstoffe (Apfelholz, Miscanthus) sorgt und die solare Trocknung, die nur mit Hilfe von Sonnenergie das bereitgestellte Holz energiesparend trocknet.
In Kooperation mit der am Campus ansässigen Professur für Nachwachsende Rohstoffe (INRES Nawaro) werden weitere nachhaltige Projekte erforscht und vor Ort umgesetzt. Hierunter fällt z.B. die Kaskadennutzung von Miscanthus, der bereits auf dem Feld wichtige Ökosystemfunktionen erfüllt, anschließend als Einstreu oder Pflanzsubstrat genutzt und mehrmalig wiederverwendet wird, bevor er über Bioraffinerien, die Papierindustrie weiterverarbeitet und abschließend zum Heizen oder in der Bauindustrie eingesetzt wird. Der Einsatz von Biomasse-Pflanzen in Verpackungsmaterial oder Baustoffen ist ein weiterer Forschungsschwerpunkt, so verfügt der CKA unter anderem über ein Papier-Labor sowie ein Baustofftechnikum. Basis für alle Entwicklungen sind schnellwachsende sogenannte low-input Pflanzen, z.B. Miscanthus oder Durchwachsene Silphie. Diese Pflanzen zeichnen sich durch ihr mehrjähriges Wachstum und die Fähigkeit aus, dabei große Mengen CO2 im Boden und in der Biomasse zu speichern. Auch schnell wachsende Bäume wie Paulownia sp. tragen neben der Wertholzproduktion zur CO2-Fixierung bei. Am CKA wird eine Vielzahl an Kulturen angebaut. Neben klassischen Feldfrüchten erweitern auch Sonderkulturen und Nachwachsende Rohstoffe die Fruchtfolge. Dies führt dazu, dass ein fast durchgängiges Blütenangebot für Insekten geschaffen wird, was mit der Obstblüte im Frühjahr beginnt und mit der Blüte der Silphie im Spätherbst endet. Das Nektar- und Pollenangebot für Insekten wird besonders durch die Arznei- und Gewürzpflanzen bereichert, bspw. durch Fenchel, Mohn, Anis oder Kamille. Im Bereich Arznei- und Gewürzpflanzen geht es neben der Biodiversitätsforschung auch um die Frage, wie durch Anbau und Nachernte die Qualität (Inhaltsstoffe & Sensorik) optimiert werden kann.

https://www.aussenlabore.uni-bonn.de/cka/de

Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)

Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und als gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechtes organisiert. Die grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung an Kulturpflanzen gehören zu den Aufgaben des Instituts. Wissenschaftliche Schwerpunkte liegen auf der Erarbeitung neuer Erkenntnisse über Struktur, Funktion und Evolution des Erbmaterials, auf der Erhaltung, Erforschung und Erschließung der erblichen Vielfalt wichtiger Kulturpflanzen, ihrer Vorfahren und wildverwandter Arten. Die Forschungsziele des Instituts sind auf eine effiziente und nachhaltige Nahrungs-, Energie- und Rohstoffversorgung und damit auf die Bewältigung globaler Herausforderungen ausgerichtet.

Im Projekt Amobila untersuchen das IPK und die PPA für Echte Kamille die Identifizierung von Bestäubungswegen und potenziellen Bestäubungsinsekten, sowie deren Ertragsrelevanz. Der Fremdbefruchtungsanteil wird hierzu mittels molekularer Marker zwischen verschiedenen Kamillenpopulationen in Abhängigkeit von der räumlichen Distanz bestimmt. Dies ermöglicht unterschiedliche Schlussfolgerungen, z.B. zum genetischen Austausch zwischen den Populationen, insbesondere jedoch auch für einen sicheren Vermehrungsanbau von kultivierter Kamille.

https://www.ipk-gatersleben.de/

Fachhochschule Südwestfalen – University of Applied Sciences

Die Fachhochschule Südwestfalen – University of Applied Sciences ist eine der größeren ihrer Art in Nordrhein-Westfalen. Der Fachbereich Agrarwirtschaft ist am Standort Soest angesiedelt. Die Forschung nimmt hier einen wesentlichen Teil der Ausbildung der Studierenden ein. Projekte in den Bereichen „Bodenökologie, Bodenbearbeitung, Bodenschutz“ und „Körnerleguminosen“ sowie den interdisziplinären Schwerpunkten Agrarökonomie, Tierproduktion, Land- und Verfahrenstechnik, pflanzlicher Erzeugung und Phytomedizin werden am Standort Soest in enger Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft vorangetrieben. Praxisnahe Forschung in den Bereichen nachhaltige Anbausysteme, integrierter Pflanzenschutz, innovative Landtechnik und Ökologie und Nachhaltigkeitsmanagement werden auf den zur FH gehörigem Versuchsgut Merklingsen und der Agrarökologischen Station Gerlingen durchgeführt, von Studierenden begleitet und Ergebnisse in die Lehre eingebunden.Das interdisziplinär angelegte Institut für Green Technology und Ländliche Entwicklung (i.green) bringt durch professionelles Forschungsmanagement und Wissenschaftsmarketing ingenieur- und agrarwissenschaftliche Kompetenzen am Standort Soest und darüber hinaus, zusammen.

Im Forschungsprojekt AmobiLa werden umfangreiche Transfermaßnahmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette durch den Fachbereich Agrarwirtschaft betreut. Während für Anbaupraxis, Fach- und Naturschutzberatung die Wissensvermittlung zur strukturellen Förderung von Bestäuberinsekten im Vordergrund stehen, werden für die politischen Gremien Kennzahlen und Entscheidungshilfen bereitgestellt. Verarbeiter und Endverbraucher können sich mit Hilfe unterschiedlicher, anschaulicher Materialien über die verschiedenen blütenbesuchenden Insektenordnungen auf den Zielkulturen und deren Bedeutung für die Agrarökosysteme informieren. Die ökonomische und ökologische Bewertung des Anbaus der ausgewählten Arzneipflanzen im Vergleich zu Alternativkulturen stellt im Rahmen der Transfermaßnahmen für die Anbauer eine wichtige Entscheidungshilfe dar. Diese Entscheidungshilfen kommen auch der Politik zur Festsetzung förderpolitischer Rahmenbedingungen zu Gute.

https://www.fh-swf.de/de/

Logo FH Südwestfalen

PHARMAPLANT Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH

Die PHARMAPLANT Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH ist ein modernes Forschungs-, Entwicklungs- und Beratungsdienstleistungsunternehmen im Bereich der Erzeugung und Qualitätssicherung von pflanzlichen Rohstoffen mit bioaktiven Inhaltstoffen. Sowohl im Rahmen der industriellen Auftragsforschung wie auch in staatlich geförderten Projekten werden die Themenschwerpunkte Inkulturnahme/Domestikation neuer Pflanzenarten, Züchtung von Arznei-, Gewürz- und Teepflanzen, Entwicklung bzw. Optimierung von Anbausystemen, Aufklärung der Ursachen und Vermeidung von Kontaminationen der Ernteprodukte sowie Beratung und Auditierung von Sonderkulturen-Anbauern und deren Abnehmern bearbeitet. Das Wissenschaftlerteam ist interdisziplinär zusammengesetzt und die experimentellen Arbeiten werden in Labor-, Gewächshaus- und Freilandparzellenversuchen durchgeführt.

Im Projekt Amobila untersuchen das IPK und die PPA für Echte Kamille die Identifizierung von Bestäubungswegen und potenziellen Bestäubungsinsekten, sowie deren Ertragsrelevanz. Der Fremdbefruchtungsanteil wird hierzu mittels molekularer Marker zwischen verschiedenen Kamillenpopulationen in Abhängigkeit von der räumlichen Distanz bestimmt. Dies ermöglicht unterschiedliche Schlussfolgerungen, z.B. zum genetischen Austausch zwischen den Populationen, insbesondere jedoch auch für einen sicheren Vermehrungsanbau von kultivierter Kamille.

https://www.pharmaplant.de/

 

Die Durchführung des Projektes wird dankenswerterweise gefördert durch:

Modellkulturen

Schlafmohn Papaver somniferum L.

Botanik:

Schlafmohn (Papaver somniferum) stammt ursprünglich vermutlich aus Vorderasien und gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Die einjährige, krautige Pflanze wächst bis zu 1,5 Meter hoch und bildet eine tiefreichende Pfahlwurzel. Die auffälligen Blüten der Kultursorten variieren in der Farbe von rosa bis violett und entwickeln sich nach der Bestäubung zu Kapseln, in denen sich die wertvollen Mohnsamen befinden.

 

Verwendung:

In Deutschland findet die Mohnpflanze vor allem als Speisemohn Verwendung. Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 10.000 t Speisemohn verarbeitet. Dies würde einer Anbaufläche von etwa 9.000 ha entsprechen. Allerdings werden in Deutschland nur knapp 1 000 ha Speisemohn angebaut, damit kommen nur 10 % der verarbeiteten Menge aus heimischem Anbau. 90 % der Mohnsamen werden importiert1), vorwiegend aus osteuropäischen Ländern und Österreich.

Mohn enthält das Opiat Morphin, das aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen wird und zur Herstellung von Betäubungsmitteln verwendet werden kann. Für die Vermarktung von Mohnsaat gilt ein Grenzwert von 4 mg Morphin pro Kilogramm. In Deutschland dürfen nur morphinarme Sorten angebaut werden, die nicht für die Herstellung von Betäubungsmitteln geeignet sind.

 

Vermarktung:

Die Vermarktung stellt eine gewisse Herausforderung dar, da es oft schwierig ist, geeignete Abnehmer zu finden gleichzeitig sind die Qualitätsanforderungen hoch. Diese Faktoren erschweren den Absatz und erfordern eine gezielte Strategie für Anbau und Vermarktung.

Trotzdem entscheiden sich immer mehr Landwirte für den Mohnanbau, um regionale Lebensmittel zu erzeugen, Transportwege kurz zu halten und die Biodiversität in der Landschaft zu erhöhen.

 

  1. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2023

Neben der landwirtschaftlichen Bedeutung und der Nutzung des Mohns in der Lebensmittel- und Ölherstellung hat der Schlafmohn (Papaver somniferum L.) eine wichtige ökologische Bedeutung.

 

Förderung der Artenvielfalt

Die Blüte von Schlafmohn enthält zwar nektarähnliche Strukturen, jedoch keinen Nektar. Sie bietet aber eine hohe Anzahl an nährstoffreichem Pollen für Blütenbesucher. Wissenschaftler der Universität Bonn ermittelten im Projekt AmobiLa, dass eine Blüte des im Frühjahr ausgesäten Schlafmohns (Sommermohn) rund 1,5 Millionen Pollen enthält. Dies entspricht etwa der gleichen Menge wie sie im wildwachsenden Klatschmohn vorgefunden werden konnte. Sehr viel pollenreicher ist der bereits im Herbst ausgesäte Schlafmohn (Wintermohn): Dessen Blüte verfügt über rund 6,7 Millionen Pollen. Der Grund: zum einen hat Wintermohn mehr als doppelt so viele Staubbeutel pro Blüte im Vergleich zum Sommermohn, zum anderen hat Wintermohn aber auch wesentlich mehr Pollen pro Staubbeutel.

Als Maß für den Nährwert des Pollens wird im Allgemeinen deren Stickstoffgehalt herangezogen. Der Stickstoffgehalt im Pollen zeigt dessen Proteingehalt an, der essenziell für die Entwicklung, Gesundheit und Fortpflanzung von Bienen ist. Proteine sind besonders wichtig für die Eibildung der weiblichen Tiere, die Brutpflege und ein wichtiger Nährstoff zur Förderung der Immunabwehr. Laut Untersuchungen der Universität Bonn liegt der Stickstoffgehalt beim Wintermohn bei über 10 % und beim Sommermohn bei über 9 %. Zum Vergleich: Der Stickstoffgehalt von Rapspollen beträgt 4,5 % und der von Klatschmohn 7 %. Wintermohn liefert zwar mehr Pollen als Sommermohn, doch trägt der Mohnanbau insgesamt durch das reichhaltige Pollenangebot entscheidend zur Förderung und Unterstützung von Insekten bei.

Je nach Saatzeitpunkt blüht der im Herbst ausgesäten Schlafmohn (Wintermohn) von Ende Mai bis Ende Juni. Die Blüte des im Frühjahr ausgesäten Schlafmohns (Sommermohn) beginnt Mitte Juni und reicht weit in den Juli hinein. Dies erweitert das Pollenangebot für Insekten. Denn im Gegensatz zum Frühjahr, das mit einer reichhaltigen Obst- und Rapsblüte ein hohes Nahrungsangebot für Honigbienen, Wildbienen und Schwebfliegen bereithält, ist das Blütenangebot im Sommer mit den klassischen blütenarmen Ackerkulturen (mit Ausnahme der Ackerbohne) eher mager. Somit trägt der Anbau von Schlafmohn, insbesondere, wenn er erst im Frühjahr ausgesät wurde, dazu bei, Nahrungsressourcen für pollensuchende Insekten deutlich länger bereitzustellen und Trachtlücken zu schließen.

 

Die Blüte des Schlafmohns besteht aus vier Kronblättern, in der Mitte der Blüte liegt der Fruchtkonten. Schlafmohnblüten haben eine offene, schalenförmige Blütenstruktur, wodurch der Pollen frei zugänglich ist und keine tiefen, engen Blütenröhren vorhanden sind. Dies ermöglicht es vielen Insekten, darunter Honigbienen, Wildbienen und Schwebfliegen, den Pollen direkt zu erreichen, ohne spezialisierte Mundwerkzeuge zu benötigen.Allerdings bevorzugen größere oder kräftigere Insekten wie Bienen den Schlafmohn, da sie beim Blütenbesuch effektiver an den Pollen gelangen können.

Insekten übernehmen nicht nur wichtige Bestäubungsaufgaben, sondern sind auch eine essenzielle Nahrungsquelle für Tiere weiter oben in der Nahrungskette wie Feldvögel Amphibien oder Säugetiere wie Fledermäuse. Ein erhöhtes Vorkommen von Insekten trägt direkt dazu bei, die Bestände dieser Arten zu sichern und ihre Populationen langfristig zu stabilisieren. Der Schutz der Insektenvielfalt ist daher nicht nur für die Pflanzenwelt, sondern auch für die Nahrungskette der Tierwelt von zentraler Bedeutung. Diese enge Verbindung verdeutlicht, wie wichtig ein intaktes Ökosystem für das Gleichgewicht der Natur ist.

Schlafmohn als wertvolles Glied in nachhaltigen Fruchtfolgen

Schlafmohn bildet Pfahlwurzeln die tief in den Boden eindringen, was zur Lockerung der tieferen Bodenschichten beiträgt. Dies verbessert das Bodengefüge sowie die Belüftung und die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens. Dank seiner tiefen Wurzeln kann Mohn Wasser aus tieferen Bodenschichten nutzen und übersteht so Trockenperioden besser als flachwurzelnde Pflanzen.

Die zusätzliche Einbindung von Schlafmohn in die Fruchtfolge erhöht die Vielfalt der Anbaupflanzen, hilft, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und senkt den Schädlings- sowie Krankheitsdruck auf nachfolgende Kulturen, weil der Anbau möglichst diverser Pflanzenfamilien die Reproduktionszyklen spezifischer Schädlinge und Krankheitserreger unterbricht. Dadurch wird die kontinuierliche Ausbreitung erschwert. Das macht den Schlafmohn ökologisch wertvoll und reduziert potenziell die Abhängigkeit von chemischen Pflanzenschutzmitteln und trägt so zur Nachhaltigkeit des Anbaus bei.

Zudem stellt der Schlafmohn durch seinen geringen Nährstoffbedarf eine eher anspruchslose Kultur dar, was bedeutet, dass nur sparsam gedüngt werden muss und keine Nährstoffüberhänge entstehen.

 

Strukturelle Vielfalt in der Agrarlandschaft

Die violett leuchtenden Mohnflächen gehören zur traditionellen Kulturlandschaft und bereichern das Landschaftsbild in der Agrarlandschaft. Die Blüte hat aber nicht nur für Menschen einen Mehrwert, sie bringt strukturelle Vielfalt in die Landschaft und fördert dadurch eine Vielzahl an Arten und Blütenbesucher wie Wildbienen.

 

 

Standortansprüche

  • Geeignete Böden: Schlafmohn ist keine Kultur für Grenzlagen. Bodenzahlen unter 50 sind nicht zu empfehlen.
  • Ungeeignete Böden: Staunasse oder schwere Böden mit geringer Durchlüftung sind ungeeignet.
  • Niederschlag: Mindestens 500 mm Jahresniederschlag erforderlich.
  • Nährstoffversorgung: Eine schnell verfügbare Stickstoffversorgung ist entscheidend.

Fruchtfolge

  • Vorfrüchte: Fast alle Kulturen sind geeignet, idealerweise solche mit unkrautunterdrückender Wirkung. Mohn ist durch seine langsame Jugendentwicklung konkurrenzschwach.
  • Geeignete Vorfrüchte: Leguminosen sind besonders vorteilhaft, da sie eine hohe Stickstoff-Lieferung für die Nachfrucht bieten.
  • Selbstverträglichkeit: Mohn ist nicht selbstverträglich. Eine Anbaupause von drei bis fünf Jahren ist notwendig, um Krankheiten und Schädlingsbefall zu minimieren.

Aussaat

  • Rechtliche Vorgaben: In Deutschland unterliegt der Anbau von Schlafmohn dem Betäubungsmittelgesetz. Eine betäubungsmittelrechtliche Genehmigung der Bundesopiumstelle ist erforderlich.
  • Zugelassene Sorten: Es dürfen nur morphinarme Sorten angebaut werden, die keine missbräuchliche Nutzung ermöglichen.
  • Saatbett: Ein optimales Saatbett ist essenziell. Es sollte sehr fein sein und bei Bedarf rückverdichtet werden, um einen schnellen Start der Kultur zu fördern.
  • Saattiefe: 10–15 mm mit gutem Bodenschluss nach unten.
  • Saatstärke: 50–60 keimfähige Pflanzen/m².
  • Saattechniken:
  • Drillsaat: Mögliche Verschneidung mit Grieß.
  • Einzelkornsaat: Lochgröße kleiner als 0,8 mm, mit eng beieinanderliegenden Löchern.
  • Reihenabstände: Optimal zwischen 24–36 cm.
  • Aussaatzeitpunkt:
  • Sommermohn: So früh wie möglich.
  • Wintermohn: Anfang September bis spätestens 10. Oktober.

Düngung

  • Nährstoffbedarf: Schlafmohn benötigt schnell verfügbare Stickstoff- und Phosphorquellen.
  • Düngungstechniken: Die Düngerausbringung sollte idealerweise mit Striegeln oder Hacken kombiniert werden.
  • Nährstoffentzüge:
  • Stickstoff (N): 54–65 kg/ha.
  • Phosphor (P₂O₅): 36–50 kg/ha.
  • Kalium (K₂O): 119–185 kg/ha.
  • Mangelerscheinungen: Mineralmangel insbesondere an Kalzium und Bor kann zum vorzeitigen Absterben von Pflanzenteilen führen, was Ertrags- und Qualitätseinbußen nach sich zieht.

Pflanzenschutz

  • Pflanzenschutzmittel: Es stehen nur wenige zugelassene Präparate zur Verfügung.
  • Mechanische Unkrautbekämpfung: Striegeln und Hacken sind sinnvoll, da sie gleichzeitig den Boden auflockern.
  • Pilzkrankheiten: Falscher Mehltau ist die häufigste Erkrankung. Vorbeugende Maßnahmen:
  • Späte oder zu dichte Aussaat vermeiden.
  • Saatgut beizen.

Ernte und Aufbereitung

  • Erntezeitpunkt: Druschreife ist erreicht, wenn sich die Samen in den Kapseln bei Kontakt mit Sauerstoff nicht mehr nachverfärben.
  • Erntetechnik: Ernte mit einem Mähdrescher und hoher Schneidwerkseinstellung.

Trocknung und Lagerung

  • Trocknung: Maximal 35 °C, um Qualitätseinbußen zu vermeiden.
  • Lagerung: Lagerfähig ab einem Feuchtigkeitsgehalt von 7–9 %.

Weitere Informationen:

Bioland: https://www.bioland.de/fileadmin/user_upload/Verbraucher/Kampagnen/Mohnprojekt/2023_Kulturanleitung_Mohnanbau.pdf

Oekoplant:

https://www.oekolandbau.de/bio-in-der-praxis/oekologische-landwirtschaft/oekologischer-pflanzenbau/bio-anbausteckbriefe/oelfruechte/speisemohn-eine-vielversprechende-kultur-fuer-den-oekolandbau/

Oekoplant:

https://www.oekoplant-ev.de/wpcontent/uploads/2021/11/Anbautelegramm.pdf

Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe: https://www.tfz.bayern.de/rohstoffpflanzen/einjaehrigekulturen/346911/index.php

Landesanstalt für Landwirtschaft und ländlichen Raum: https://www.tlllr.de/www/daten/publikationen/anbautelegramm/at_mohn.pdf

Landwirtschaftskammer Oberösterreich:

https://ooe.lko.at/anbau-und-kulturanleitungen+2400+2575910

Sonnenhut Echinacea purpurea L. MOENCH

Botanik

Der Sonnenhut (Echinacea purpurea) stammt ursprünglich aus Nordamerika und gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae, Compositae). Die mehrjährige Pflanze erreicht eine Höhe von 60 bis 180 cm und zeichnet sich durch ihre kräftigen, aufrechten Stängel aus. Die Blätter sind lanzettlich bis eiförmig und gezähnt. Besonders markant sind die purpurfarbenen Blüten mit einem auffälligen, stacheligen Blütenköpfchen, das von herabhängenden, meist rosa bis violett gefärbten Zungenblüten umgeben ist. Die Blütezeit reicht von Juli bis September.

Verwendung:

Der Anbau von Sonnenhut (Echinacea purpurea) ist in Deutschland wenig verbreitet, obwohl die Pflanze in vielen pflanzlichen Arzneimitteln verwendet wird. Verwendet werden entweder die Wurzeln oder das blühende Kraut. Präparate aus Echinacea stärken das Immunsystem, lindern Erkältungssymptome und fördern eine schnellere Heilung bei Infekten der Atemwege. Zudem wird der Presssaft zur Behandlung schlecht heilender, oberflächlicher Wunden verwendet.

Vermarktung:

Sonnenhut wird meist im Vertragsanbau produziert. Das bedeutet, dass bereits im Vorfeld ein Käufer für die Ernte vorhanden ist, wodurch der Absatz der Ware gesichert ist. Um die wertvollen Inhaltsstoffe nach der Ernte nicht zu verlieren, ist eine sofortige, schonende Trocknung besonders wichtig. Bei maximal 45 °C wird das grob zerkleinerte Erntegut bis zu 20 Stunden getrocknet. Höhere Temperaturen hätten eine Verringerung der wertvollen Inhaltsstoffe zur Folge.

Einige Betriebe verarbeiten das Sonnenhutkraut direkt vor Ort. Sie verfügen über die nötige Technik, um es unmittelbar nach der Ernte zu Presssaft zu verarbeiten.

Neben der landwirtschaftlichen Bedeutung und der Nutzung des Sonnenhuts (Echniacea purpurea) in Arznei- und Gewürzprodukten, erfüllt der Sonnenhut auch wichtige ökologische Funktionen.

Förderung der Artenvielfalt

Die Blüten des Sonnenhuts enthalten sowohl Nektar als auch Pollen und bietet somit während der Blütezeit zwei attraktive Nahrungsquellen für Insekten.

Die Blühdauer des Sonnenhuts ist mit bis zu zehn Wochen deutlich länger als bei den meisten anderen Kulturpflanzen. Die mehrjährig kultivierbare Pflanze blüht von Juli bis September. Damit stellt die Blüte des Sonnenhuts über den Sommer und Spätsommer Nahrungsressourcen für Insekten bereit, also zu einem Zeitpunkt in dem die meisten Ackerkulturen bereits geerntet sind.

Die Blüten des Sonnenhuts sitzen auf langen, stabilen Stielen und zeichnen sich durch ihre igelartige Form aus. Die farbenfrohen Hüllblätter umrahmen die auffälligen Röhrenblüten im Inneren, die eine Pollen- und Nektarquelle für Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten bieten. Einige Sorten tragen bis zu 300 Röhrenblüten pro Blütenkopf, deren intensiv goldgelber Pollen ein besonderer Anreiz für Bestäuber ist. Der einfache Blütenaufbau ermöglicht vielen verschiedenen Insekten den Zugang zu Pollen und Nektar.

Insekten übernehmen nicht nur wichtige Bestäubungsaufgaben, sondern sind auch eine essenzielle Nahrungsquelle für viele Feldvögel, Amphibien und Säugetiere wie Fledermäuse. Ein erhöhtes Vorkommen von Insekten trägt direkt dazu bei, die Bestände entlang der Nahrungskette zu sichern und deren Populationen langfristig zu stabilisieren. Der Schutz der Insektenvielfalt ist daher nicht nur für die Pflanzenwelt, sondern auch für die Erhaltung einer artenreichen Tierwelt von zentraler Bedeutung. Diese enge Verbindung verdeutlicht, wie wichtig ein intaktes Ökosystem für das Gleichgewicht der Natur ist.

Die ganzjährige Bodenbedeckung, die aus dem Anbau von Sonnenhut resultiert, bietet Wildtieren wertvolle Deckung und schafft Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten, die z.B. in den hohlen Stängeln Schutz finden. Zudem profitieren Bodenbrüter von der ungestörten Vegetation, da sie sichere Nistplätze und Schutz vor landwirtschaftlichen Eingriffen erhalten.

Sonnenhut als wertvolles Glied in nachhaltigen Fruchtfolgen

Sonnenhut eignet sich gut für die Integration in Fruchtfolgen. Er gehört zur Pflanzenfamilie der Asteraceae und damit bringt er Abwechslung im Vergleich zu den klassischen Ackerkulturen. Jedes zusätzliche Fruchtfolgeglied in einer Fruchtfolge trägt dazu bei, den Krankheits- und Schädlingsdruck zu senken, da der Lebenszyklus spezialisierter Schädlinge und Krankheitserreger unterbrochen wird. Durch den Wechsel der Kulturen/Pflanzenfamilien fehlen ihnen oft die spezifischen Wirtspflanzen, was Vermehrung und Ausbreitung dieser Schädlinge und Krankheitserreger erschwert. Außerdem wird durch den Anbau das Risiko für krankheits- und schädlingsbedingte Bodenermüdung verringert und so die Pflanzengesundheit gefördert.

Die tiefen Wurzeln des Sonnenhuts fördern die Wasserdurchlässigkeit und verbessern die Wasserspeicherkapazität des Bodens.

Sonnenhut kann mehrjährig angebaut werden, dadurch ist weniger Bodenbearbeitung nötig. Dies reduziert Erosion und Verdichtung und schützt die Bodenstruktur nachhaltig. Die mehrjährige Kultur des Sonnenhuts fördert durch die dauerhafte Bodenbedeckung die Kohlenstoffbindung im Boden, was zur Minderung von Treibhausgasen beitragen kann. Darüber hinaus können die Pflanzen Nährstoffe besser halten, was im Vergleich zu unbedeckten Böden zu geringeren Nährstoffausträgen führt.

Zudem stellt der Sonnenhut durch seinen geringen Nährstoffbedarf eine eher anspruchslose Kultur dar, was bedeutet, dass nur sparsam gedüngt werden muss und nur geringe Nährstoffüberhänge entstehen. Diese Eigenschaften können den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Fruchtfolge reduzieren und tragen zur Nachhaltigkeit des Anbaus bei.

Strukturelle Vielfalt in der Agrarlandschaft

Der Anbau von Sonnenhut trägt durch seine markante Wuchsform und leuchtenden Blütenfarben maßgeblich zur strukturellen und visuellen Vielfalt in der Agrarlandschaft bei. Die robusten, aufrecht wachsenden Pflanzen mit ihren strahlenförmigen Blütenköpfen schaffen nicht nur ein lebendiges und farbenfrohes Landschaftsbild, sondern fördern auch die ästhetische Wahrnehmung der Kulturlandschaft. Diese Vielfalt bereichert das landschaftliche Erscheinungsbild und unterstützt das Gleichgewicht sowie die natürliche Anziehungskraft landwirtschaftlicher Flächen.

Anbau von Sonnenhut

Allgemeines

  • Sonnenhut wird mehrjährig angebaut, üblicherweise mit einer Anbaudauer von drei bis vier Jahren.

Klima- und Bodenansprüche

  • Boden: Sonnenhut stellt keine besonderen Ansprüche, bevorzugt jedoch tiefgründige, humose, gut wasserhaltende und nicht stauende Böden.
  • Wasserversorgung: hohe Ansprüche an eine ausreichende Wasserversorgung.
  • pH-Wert: ideal sind Werte zwischen 6 und 7.
  • Unkrautdruck: Flächen mit geringem Unkrautdruck sind vorteilhaft.

Fruchtfolge

  • Vorfrüchte: Geringe Ansprüche, üblicherweise Anbau nach Getreide.
  • Anbaupause: 4–5 Jahre erforderlich, um Krankheiten und Schädlingsbefall zu minimieren.
  • Nachfrüchte: Getreide ist ideal, da es die Kontrolle des Durchwuchses erleichtert.

Aussaat

  • Sorten: Es sind keine zugelassenen Sorten verfügbar.
  • Saatzeitpunkt: Aussaat im Direktsaatverfahren ab Mitte April.
  • Keimtemperatur: 20–25 °C.
  • Reihenweite: 40–75 cm, je nach Technik.

Unkrautmanagement

  • Im ersten Standjahr ist eine unkrautfreie Fläche essenziell. Ab dem zweiten Jahr hilft Sonnenhut durch seine unkrautunterdrückende Wirkung, den Bestand selbst sauber zu halten.
  • Hacken: Bei Bedarf wird der Bestand mehrmals gehackt, um die Fläche unkrautfrei zu halten. Dabei dürfen die Pflanzen nicht verschüttet werden.

Düngung

  • Nährstoffbedarf:
  • Krautnutzung: 100–150 kg N/ha bei einem Ertrag von ca. 300 dt/ha Frischmasse.
  • Wurzelnutzung: 70–100 kg N/ha bei einem Ertrag von ca. 150 dt/ha Frischmasse.
  • Phosphorentzug: 40 kg P₂O₅/ha.
  • Kalium: Kaliumentzug entspricht dem Stickstoffbedarf oder ist höher.
  • Herbstdüngung: Phosphor- und Kalidünger sollten im Herbst ausgebracht werden, um Schäden durch hohe Salzkonzentrationen an Jungpflanzen zu vermeiden.

Pflanzenschutz

  • Krankheiten und Schädlinge: Sonnenhut ist wenig anfällig, wirtschaftliche Schäden sind selten.
  • Mögliche Schädlinge: Gemeine Schaumzikade, Erbsenminierfliege, Zichorienminierfliege, Wiesenwanzen.
  • Pflanzenschutzmittel (PSM): Eingeschränkte Auswahl an zugelassenen Mitteln.

Ernte

  • Krauternte:
  • Erntezeitpunkt: Wenn an den Hauptblüten mindestens ein Röhrenblütenkranz geöffnet ist und die Staubgefäße sichtbar sind.

Im ersten Standjahr im Oktober, im zweiten Standjahr im August mit einem möglichen zweiten Schnitt Ende Oktober.

  • Erntetechnik: Selbstfahrende Mählader, umgebaute Mähdrescher oder Grünguternter.
  • Frischmasseertrag: Schwankend, von 100–560 dt/ha.
  • Wurzelernte:
  • Erntezeitpunkt: Nach Krautentfernung, Ende Oktober bis Anfang November.
  • Erntetechnik: Mit Schwingsiebrodern, Kartoffel- oder Zuckerrübenvollerntern.
  • Ertrag:
  • Erstes Jahr: ca. 100 dt/ha Frischmasse.
  • Zweites Jahr: 140–170 dt/ha Frischmasse.

Trocknung und Lagerung

Wenn das Erntegut nicht direkt vor Ort verarbeitet wird, ist eine Reinigung und Trocknung notwendig.

  • Kraut:
  • Nacherntebehandlung: Grobe Zerkleinerung und Trocknung bei 45 °C für 15–20 Stunden.
  • Qualitätsminderung durch Frischmasseverluste nach der Ernte möglich.
  • Wurzeln:
  • Nacherntebehandlung: Waschen mit Trommelwaschmaschinen oder Hochdruckreinigern, anschließend Trocknung bei maximal 45 °C für 20–40 Stunden.
  • Hinweis: Zu hohe Trocknungstemperaturen führen zu einem Verlust wertgebender Inhaltsstoffe.

Weitere Informationen:

Permakultur konkret: https://permakultur-konkret.ch/plant/roter-sonnenhut/

Körnerfenchel Foeniculum vulgare Mill. ssp. vulgare

Botanik: 

Körnerfenchel, botanisch Foeniculum vulgare Mill. ssp. vulgare, stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Pflanze kann bis zu 2 Meter hoch werden und zeichnet sich durch ihre feinen, gefiederten Blätter und die charakteristischen Doldenblüten aus, die sich im Sommer entwickeln.

Verwendung: 

Fenchelsamen und das darin enthaltene ätherische Öl finden vielseitige Verwendung – sowohl in Tees als auch als Gewürz in der Küche. Besonders in Brot und Currys kommt Fenchel gerne zum Einsatz, um den Gerichten eine angenehm süßliche und aromatische Note zu verleihen.

Die pharmakologischen Wirkungen von Fenchelsamen umfassen vor allem die Förderung der Verdauung und die Linderung von gastrointestinalen Beschwerden, einschließlich Blähungen, Völlegefühl und Magendruck. Zudem werden sie aufgrund ihrer schleimlösenden Eigenschaften bei Atemwegserkrankungen verwendet. In der Kosmetik nutzt man die entzündungshemmenden Effekte des Fenchels zur Hautpflege.

Vermarktung: 

Die in Deutschland produzierten, aufbereiteten Fenchelsamen werden oft über Vertragsanbau vermarktet, das heißt, dass Landwirte und Abnehmer schon vor der Aussaat des Fenchels vertraglich festlegen, welche Mengen, Qualitäten und Preise für den Anbau und die Lieferung gelten. Dadurch sind sowohl die Anbaubetriebe als auch die Abnehmer abgesichert. Diese enge Zusammenarbeit mit dem Abnehmer bietet für den Landwirt den weiteren Vorteil, dass von Abnehmerseite ein Ansprechpartner für Fragen zum Anbau bekannt ist. Des Weiteren können die Qualitätsstandards der Inhaltsstoffe auf diesem Weg besser kontrolliert werden.

Die in Deutschland produzierte Anbaumenge reicht nicht aus, um die heimische Nachfrage zu decken. Hauptimportländer für Körnerfenchel sind Osteuropa, Indien, Ägypten, Pakistan und China.

Neben der landwirtschaftlichen Bedeutung und der Nutzung des Fenchels (Foeniculum vulgare MILL) in Arznei- und Gewürzprodukten, spielt dieser eine wichtige Rolle für die Ökosysteme Der Anbau von Körnerfenchel unterstützt nicht nur die Insektenvielfalt, indem er Nahrungsgrundlagen und Habitat zu Verfügung stellt, er fördert auch gesunde Fruchtfolgen und erhöht die Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft.

Förderung der Artenvielfalt

Die Blüten des Körnerfenchels enthalten sowohl Nektar als auch Pollen und bieten somit während der Blütezeit zwei attraktive Nahrungsquellen für Insekten.

Fenchel blüht in Zeiten sogenannter Trachtlücken, wenn andere Ackerkulturen bereits abgeblüht sind und Nahrung für Bestäuber knapp wird. Die Blühdauer des Körnerfenchels ist mit bis zu acht Wochen deutlich länger als die vieler anderer Kulturpflanzen. Die mehrjährig kultivierbare Pflanze blüht im ersten Jahr von August bis Oktober, während die Blütezeit im zweiten Standjahr bereits im Juni beginnt. Somit ist der Doldenblütler für Blütenbesucher hoch interessant und wird von diesen gerne angenommen.

Körnerfenchel gehört zur Familie der Doldenblütler und besitzt charakteristische Blütenstände in Form von Doppeldolden. Dabei verzweigt sich der Blütenstand von einem Hauptpunkt aus in mehrere Stiele, die jeweils in kleinere Dolden mit je bis zu 40 gelben Einzelblüten münden. Dieser flache, offene Blütenaufbau ist ideal für Insekten: Die kleinen Blüten sind besonders gut zugänglich und bieten reichlich Pollen und Nektar, was auch Insekten ohne spezielle Mundwerkzeuge anzieht. Dadurch wird eine hohe Zahl von Insekten wie Bienen, Falter und Schwebfliegen angelockt, die zur Bestäubung und Fortpflanzung des Fenchels beitragen.

Untersuchungen der Universität Bonn (2017 und 2019) sowie aktuelle Studien im Projekt AmobiLa belegen, dass Fenchelblüten für eine Vielzahl von Insekten attraktiv sind. Neben Honigbienen ziehen sie zahlreiche Bestäuber wie Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und weitere Fluginsekten an. Allein im Jahr 2019 wurden bei einzelnen Erfassungen 50 bis 170 Individuen unterschiedlicher Arten gezählt, was zeigt, dass Fenchel ein vielfältiges Ökosystem für Bestäuber schafft. 

Fenchelpollen ist für Honig und Wildbienen eine wertvolle Nahrungsquelle, da er reich an Proteinen und Nährstoffen ist, die für die Brutaufzucht und die Gesundheit der Bienen essenziell sind. Auch andere Insektenarten, vor allem Schwebfliegen, nutzen den Fenchel intensiv. In einer Studie, die 2018 im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Bonn durchgeführt wurde, wurde der Mageninhalt mehrerer Schwebfliegenarten untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass bei etwa der Hälfte der untersuchten Tiere mehr als 80 % des im Magen befindlichen Pollens von Fenchelblüten stammten. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung des Fenchels als Hauptnahrungsquelle für Schwebfliegen.

Manche Raupen von Schmetterlingen benötigen für ihre Entwicklung die jungen Pflanzen von Doldenblütlern. Die Raupen des seltenen Schwalbenschwanz-Schmetterlings sind besonders auf diese Pflanzenfamilie spezialisiert. Der Schwalbenschwanz legt seine Eier häufig auf Fenchel, da die Pflanze die notwendigen Nährstoffe für das Wachstum der Raupen bietet und gleichzeitig einige Abwehrstoffe enthält, die Fressfeinde abschrecken.

Nach der Ernte verbleiben die Fenchelstängel über Winter auf dem Feld und bieten Insekten wertvolle Nistmöglichkeiten und Lebensräume. Die hohlen Stängel dienen als Unterschlupf für verschiedene Insektenarten, die dort überwintern oder ihre Eier ablegen können. Diese natürlichen Strukturen fördern die Biodiversität und unterstützen die Ansiedlung von Nützlingen, die wiederum das ökologische Gleichgewicht im Agrarökosystem stabilisieren.

Die ganzjährige Bodenbedeckung durch den Fenchelanbau bietet Wildtieren wertvolle Deckung und schafft Überwinterungsmöglichkeiten. Zudem profitieren Bodenbrüter von der ungestörten Vegetation, da sie sichere Nistplätze und Schutz vor landwirtschaftlichen Eingriffen erhalten. Diese enge Verbindung verdeutlicht, wie wichtig ein intaktes Ökosystem für das Gleichgewicht der Natur ist.

Insekten übernehmen nicht nur wichtige Bestäubungsaufgaben, sondern sind auch eine essenzielle Nahrungsquelle für viele Tiere entlang der Nahrungskette wie Feldvögel, Säugetiere und Amphibien. Ein erhöhtes Vorkommen von Insekten trägt direkt dazu bei, die Bestände dieser Arten zu sichern und ihre Populationen langfristig zu stabilisieren. Ein Beispiel hierfür ist die Fledermaus, die sich von Nachtfaltern ernährt. Die Nachtfalter wiederum finden im Fenchelbestand für ihre Entwicklung Habitat und Nahrung. Der Schutz der Insektenvielfalt ist daher nicht nur für die Pflanzenwelt, sondern auch für die Erhaltung einer artenreichen Tierwelt von zentraler Bedeutung.

Fenchel als wertvolles Glied in nachhaltigen Fruchtfolgen

Körnerfenchel kann den Boden durch seine tiefreichenden Wurzeln auflockern und seine Biomasse hinterlässt nach der Ernte organisches Material, das als Gründünger dient und die Bodenstruktur verbessert.

Körnerfenchel kann mehrjährig angebaut werden, wodurch weniger Bodenbearbeitung nötig ist. Dies reduziert Erosion und Verdichtung und schützt die Bodenstruktur nachhaltig. Die mehrjährige Kultur des Körnerfenchels fördert durch die dauerhafte Bodenbedeckung die Kohlenstoffbindung im Boden, was zur Minderung von Treibhausgasen beitragen kann. Darüber hinaus können die Pflanzen die Nährstoffe halten, was zu geringeren Nährstoffausträgen führt.

Körnerfenchel eignet sich hervorragend für die Integration in Fruchtfolgen, da er einer anderen Pflanzenfamilie angehört als die klassischen Ackerkulturen und somit das Risiko von bodenbürtigen Krankheiten und Schädlingen verringert. Viele Schädlinge und Krankheiten sind auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert, die immer wieder auf denselben Flächen angebaut werden. Durch den Wechsel der Kulturpflanzen, wie dem Fenchel, werden die Lebenszyklen dieser Schädlinge und Krankheiten unterbrochen, da sie keine geeigneten Wirtspflanzen mehr finden. Gleichzeitig wird das Risiko von Bodenermüdung gesenkt, da durch die Abwechslung in der Fruchtfolge der Boden nicht einseitig beansprucht wird.

Zudem stellt der Fenchel durch seinen geringen Nährstoffbedarf eine eher anspruchslose Kultur dar, was bedeutet, dass nur sparsam gedüngt werden muss und nur geringe Nährstoffüberhänge entstehen. Diese Eigenschaften reduzieren den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und tragen zur Nachhaltigkeit des Anbaus bei.

Strukturelle Vielfalt in der Agrarlandschaft

Der Anbau von Körnerfenchel trägt durch seine einzigartige Wuchsform und Blühphase zur strukturellen Vielfalt in den Feldern bei. Die hochwachsenden Pflanzen mit ihren filigranen, doldenförmigen Blüten schaffen nicht nur ein abwechslungsreiches Landschaftsbild, sondern fördern auch die ästhetische Wahrnehmung der Agrarlandschaft. Diese Vielfalt stellt eine Bereicherung für das landschaftliche Erscheinungsbild dar und trägt dazu bei, das Gleichgewicht und die natürliche Schönheit der Agrarlandschaft zu fördern

Anbau von Fenchel

Standortansprüche

  • Ursprung: Fenchel stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum
  • Boden und Klima: Fenchel stellt keine hohen Ansprüche und gedeiht gut in gemäßigten Zonen.
  • Bevorzugte Bedingungen: Sonnige, gut belüftete Standorte mit tiefgründigen, nährstoffreichen Böden.
  • Bodenanforderungen: Der Boden sollte eine zeitige Befahrbarkeit im Frühjahr ermöglichen.
  • Niederschläge: Jahresniederschläge von 450–550 mm sind ideal. Während der Kornbildung ist eine ausreichende Wasserversorgung essenziell.
  • Unkrautdruck: Aufgrund des langsamen Wachstums ist Fenchel wenig konkurrenzstark und bevorzugt Böden mit geringem Unkrautdruck.

Fruchtfolge

  • Mehrjährigkeit: Fenchel kann zwei bis drei Jahre angebaut werden.
  • Vorfrüchte: Stickstoffarme Vorfrüchte wie Getreide und Hackfrüchte sind günstig. Zu hohe Stickstoffgehalte verzögern die Reife.
  • Selbstverträglichkeit: geringe Selbstverträglichkeit, Anbaupause von 6–7 Jahren erforderlich. Außerdem sollten Doldenblütler in der Fruchtfolge vermieden werden.

Aussaat

  • Zeitraum: Mitte März bis Anfang April.
  • Saatbettbereitung: Ein feinkrümeliges, nicht zu stark verdichtetes Saatbett ist erforderlich.
  • Aussaatstärke: Mindestens 20 keimfähige Samen pro m², mit einer Aussaattiefe von 2–3 cm.

Unkrautmanagement

  • Bedeutung: Ein effektives Unkrautmanagement ist entscheidend.
  • Maßnahmen vor dem Auflaufen: Blindstriegeln.
  • Einsatz von Herbiziden: Möglich im ersten Anbaujahr.
  • Mechanische Regulierung: Hacken und Striegeln nach dem Auflaufen der Pflanzen.
  • Ab dem zweiten Standjahr: Reduzierte Notwendigkeit der Unkrautregulierung, da der Bestand frühzeitig schließt und konkurrenzstark ist. Gesunde, unkrautarme Bestände liefern auch im vierten Standjahr noch zufriedenstellende Erträge.

Düngung

  • Nährstoffversorgung: Der Boden sollte optimal mit Phosphor und Kalium versorgt sein.
  • Stickstoffversorgung: Eine zu hohe Stickstoffgabe verzögert die Reife.

Krankheiten und Schädlinge

  • Insekten: Blindwanzen, Blattläuse.
  • Pilzliche Erreger: Blatt- und Stängelanthraknose, falscher Mehltau.
  • Bakterielle Erreger: Bakterieller Doldenbrand, bakterielle Wurzelnassfäule.

Ernte

  • Erntezeitpunkt: Sobald die Früchte der Hauptdolde braun gefärbt sind.
  • Im ersten Anbaujahr: Mitte Oktober bis Anfang November.
  • Im zweiten Anbaujahr: Ende September bis Anfang Oktober.
  • Technik: Die Ernte kann mit einem gewöhnlichen Mähdrescher mit Rapsschneidwerk erfolgen. Niedrige Umdrehungszahlen sind wichtig, um das Brechen der Spaltfrüchte zu vermeiden.

Trocknung und Lagerung

  • Trocknung: Maximal 45 °C, um Qualitätsverluste beim Gehalt an ätherischen Ölen zu verhindern.
  • Lagerung: Bei einer Endfeuchte von 8–10 % ist der Fenchel gut lagerfähig.

Weitere Links:

https://www.tlllr.de/www/daten/publikationen/anbautelegramm/at_fenchel.pdf#

Landwirtschaftskammer Oberösterreich: https://bgld.lko.at/media.php?filename=download%3D%2F2021.04.22%2F1619074387918979.pdf&rn=Fenchel%20%282021%2FLK%20O%C3%96%29.pdf

Echte Kamille Chamomilla recutita, Matricaria recutita L.

Allgemeine Informationen Echte Kamille

Botanik

Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.) stammt ursprünglich aus Vorderasien und Osteuropa und gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae, Compositae). Echte Kamille ist eine einjährige Pflanze, die bis zu 50 cm hoch wird. Sie zeichnet sich durch fein gefiederte Blätter und charakteristisch, duftende Blüten mit weißen Zungen- und gelben Röhrenblüten aus. Im Unterschied zur Hundskamille (Anthemis arvensis) und zur Römischen Kamille (Chamaemelum nobile) besitzt die Echte Kamille einen hohlen Blütenboden und einen besonders intensiven Duft. Während die Hundskamille eher geruchlos ist, wird die Römische Kamille, eine mehrjährige Pflanze, wegen ihrer ähnlichen Heilwirkung ebenfalls verwendet, aber weniger häufig angebaut.

Verwendung:

Pharmazeutisch werden ausschließlich die Blüten der Kamille genutzt. Getrocknete Kamillenblüten kommen häufig in Tees zum Einsatz, während das wertvolle Kamillenöl durch Destillation der Blüten gewonnen wird. Für die Herstellung weiterer Präparate wird mit Hilfe von Ammoniak, Wasser und Ethanol Kamillenfluidextrakt aus den Blüten extrahiert und dient als Grundlage in verschiedenen Arzneimitteln.

Kamillenblüten wirken antimikrobiell und entzündungshemmend, weshalb sie bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bakteriellen Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleisches in Arzneimitteln und zur Hautpflege in Kosmetika eingesetzt werden. Die krampflösende Wirkung der Kamille hilft bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Häufig wird in diesen Fällen zu Kamillentee gegriffen, der auch abseits der medizinischen Wirkung ein gängiges Lebensmittel ist.

Vermarktung:

Anbauschwerpunkt in Deutschland ist in Thüringen, aber auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen wird Kamille angebaut. Ein Großteil der in Deutschland verarbeiteten Kamille kommt allerdings aus Tschechien, Polen, Ungarn, Spanien, Ägypten und der Türkei.

Die echte Kamille (Matricaria chamomilla L.) ist nicht nur eine wertvolle Arzneipflanze, sondern auch eine bedeutende Bereicherung für Agrarökosysteme. Ihr Anbau bietet vielfältige ökologische Vorteile, die im Folgenden dargestellt werden.

Förderung der Artenvielfalt

Der Anbau von Kamille trägt durch die Bereitstellung von Nahrungsressourcen und Habitat wesentlich zur Erhöhung der Diversität und der Biomasse von Blütenbesuchern bei. Studien der Universität Bonn und im Projekt AmobiLa haben in Kamillenbeständen ein breites Spektrum von Bestäubern und anderen Insekten nachgewiesen. Besonders häufig wurden die Mistbiene (Eristalis tenax), die gemeine Sandbiene (Andrena flavipes) und die Honigbiene (Apis mellifera) identifiziert.

Kamillenblüten sind eine wertvolle Nahrungsquelle für Bestäuber wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Sie bieten den Insekten Nektar als Energiequelle und Pollen, der reich an Proteinen und Nährstoffen ist.

Die 11 bis 27 weißen Zungenblüten der echten Kamille dienen als Schauapparat zur Anlockung von Insekten. Sie werden von den bestäubenden Insekten schon aus weiterer Entfernung wahrgenommen und locken diese zu sich. Der Nektar befindet sich im Blütengrund und ist in den kurzen Blütenröhren den meisten Insekten gut zugänglich, genauso wie der Pollen. Da die Blüten keine speziellen Anpassungen erfordern, können auch Insekten ohne spezialisierte Mundwerkzeuge problemlos an Nektar und Pollen gelangen.

Die Pollen der Kamille dienen den Insekten nicht nur als Energiequelle, sondern auch als Grundlage für die Aufzucht ihrer Brut. Wenn Wildbienen ihr Nest bauen, legen sie zu den Eiern auch Pollen. Aus dem Ei schlüpft die Larve, die den nährstoffreichen Pollen frisst bevor sie sich verpuppt.

Ein herausragender Vorteil der Kamille ist ihr verlängerter Blühzeitraum, der von Mai bis in den September hineinreicht. Im Laufe des Sommers nimmt die Menge an blühenden Pflanzen und damit das Nahrungsangebot für Insekten spürbar ab. Viele Pflanzen haben ihre Hauptblütezeit bereits im Frühjahr oder frühen Sommer, wodurch die Zahl der verfügbaren Blüten kontinuierlich sinkt. Auch die klassischen Ackerkulturen sind bereits zu Beginn des Sommers abgeblüht. Dadurch wird es für Bestäuber zunehmend schwieriger, ausreichend Nektar und Pollen zu finden. Wenn die Kamille dann blüht, stellt sie eine Nahrungsquelle bereit, auf die Insekten zurückgreifen können.

Indem die Kamille für bestäubende Insekten auch in Zeiten von sog. Trachtlücken hochwertige Nahrungsressourcen zur Verfügung stellt, leistet sie einen guten Betrag dazu, den Bestand und die Diversität an bestäubenden Insekten langfristig zu stabilisieren. Eine hohe Diversität an bestäubenden Insekten ist wichtig, um die Bestäubung zu unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen Witterungsbedingungen zu gewährleisten. Die Insektenbestäubung ist maßgebend für den Erhalt der Wildpflanzen und legt den Grundstein für die biologische Vielfalt. Ein hoher Bestand und eine Diversität an bestäubenden Insekten korrelieren positiv mit dem Bestand von fremdbestäubten Pflanzen. Da auch Nutzpflanzen wie Obst, Gemüse und Gewürze auf Bestäubung angewiesen sind, verbessert eine diverse, resiliente Bestäuberfauna die Qualität und Menge der Ernteerträge, was direkt zur Ernährungssicherheit beiträgt. Bestäuber unterstützen nicht nur Kulturpflanzen, sondern auch wildlebende Pflanzen, die wiederum Nahrung und Lebensräume für andere Tiere bieten. Darüber hinaus ermöglicht ein vielfältiges Bestäubernetzwerk eine Anpassung an sich verändernde klimatische Bedingungen.

Da Insekten eine essenzielle Nahrungsquelle für viele Feldvögel oder Fledermäuse darstellen, trägt ein erhöhtes Vorkommen direkt dazu bei, die Bestände dieser Arten zu sichern und ihre Populationen langfristig zu stabilisieren. Der Schutz der Insektenvielfalt ist daher nicht nur für die Pflanzenwelt, sondern auch für die Nahrungskette der Tierwelt von zentraler Bedeutung.

Ein intaktes Ökosystem basiert auf einem fein abgestimmten Gleichgewicht zwischen Tieren und Pflanzen. Insekten spielen dabei eine zentrale Rolle: Als Bestäuber sichern sie die Fortpflanzung von Pflanzen, während sie zugleich eine wichtige Nahrungsquelle für Tiere entlang der Nahrungskette darstellen. Durch diese doppelte Funktion tragen Insekten entscheidend zur Stabilität und Vielfalt der gesamten Nahrungskette bei und bewahren so das natürliche Gleichgewicht der Natur.

Kamille als wertvolles Glied in nachhaltigen Fruchtfolgen

Die zusätzliche Einbindung von Kamille in die Fruchtfolge erhöht die Vielfalt der Anbaupflanzen, hilft, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und senkt den Schädlings- sowie Krankheitsdruck auf nachfolgende Kulturen, weil der Anbau möglichst diverser Pflanzenfamilien die Reproduktionszyklen spezifischer Schädlinge und Krankheitserreger unterbricht. Dadurch wird die kontinuierliche Ausbreitung erschwert. Das macht die Kamille ökologisch wertvoll und reduziert potenziell die Abhängigkeit von chemischen Pflanzenschutzmitteln.

Strukturelle Vielfalt in der Agrarlandschaft

Blühende Kamillenfelder bereichern darüber hinaus das Landschaftsbild in der Agrarlandschaft. Die Blüte hat aber nicht nur für Menschen einen Mehrwert, sie bringt strukturelle Vielfalt in die Landschaft.

Anbau von Kamille

Allgemeines

  • Kamille wird vorwiegend einjähig angebaut. Sie hat eine relativ kurze Vegetationsdauer von nur 150-180 Tagen. Die Ernte kann zwei- bis dreimal erfolgen.

Klima- und Bodenansprüche

  • Ursprung: Kamille ist ursprünglich in Vorderasien und Süd- bis Osteuropa beheimatet.
  • Boden: gute Anpassungsfähigkeit an verschiedene Bodenverhältnisse, Anbau sowohl in Gunstlagen wie auch auf Grenzstandorten möglich
  • pH-Wert: sie wächst sowohl auf leichten als auch auf schweren Böden mit unterschiedlichen pH-Werten gleichermaßen gut.
  • Anbau in Höhenlagen: Anbau auch in Höhenlagen bis 500 m möglich.
  • Unkrautdruck: nicht geeignet sind Flächen mit einem hohen Druck an unerwünschter Wildkamille.
  • Cadmiumbelastung: geringe Cadmiumbelastung der Böden, da Kamillenblüten Cadmium aus dem Boden anreichern.
  • Wildkamille: die angebaute Kamille kreuzt sich mit Wildkamille, was das Inhaltsstoffmuster des Erntegutes negativ beeinflussen kann. Daher sollte die Anbaufläche möglichst frei von Wildkamille sein.

Fruchtfolge

  • Vorfrüchte: alle gewöhnlichen Ackerkulturen sind geeignet, Kamille kann als abtragende Kultur angebaut werden.
  • Anbaupause: hohe Selbstverträglichkeit.
  • Nachfrüchte: Kulturen in denen die Bekämpfung von Ausfallkamille möglich ist.

Aussaat:

  • Sorten: derzeit sind in Deutschland 18 Sorten zugelassen, die sich in den Inhaltstoffgehalten sowie im Blühzeitpunkt unterscheiden.
  • Saatzeitpunkt: die Aussaat kann im Frühjahr oder im Herbst erfolgen, wobei bei Herbstaussaat höhere Erträge und Wirkstoffgehalte zu erwarten sind. Alle Sorten sind für beide Aussaatzeitpunkte geeignet.
  • Keimtemperaturen: 15 – 20 ° C.
  • Reihenweite: ca. 25 cm.
  • Aussaatmenge: 2,0 kg bis 2,5 kg.

Unkrautmanagement

  • Saattbettbereitung: Einsatz von Vorauflaufherbiziden möglich.
  • Nach dem Feldaufgang: mechanische Unkrautbekämpfung.
  • Wildkamille: keine effektive Bekämpfungsmöglichkeit.

Düngung

  • Nährstoffbedarf: ca. 40-50 kg N/ha, 50 kg P2O5/ha, 100-120 kg K2O/ha in der Bestockungsphase
  • Düngeart: keine organische Düngung um die mikrobielle Belastung gering zu halten.

Krankheiten und Schädlinge 

  • Typische Krankheitserreger: Kamillenrost, echter und falscher Mehltau, Fusarium.
  • Typische Schaderreger: Blattläuse.
  • Pflanzenschutzmittel (PSM): Eingeschränkte Auswahl an zugelassenen Mitteln.
  • Extensiver Anbau: der Anbau von Kamille erfordert vergleichsweise weniger Pflanzenschutzmittel, was sowohl ökonomisch als auch ökologisch vorteilhaft ist.

Ernte

  • Erntezeitpunkt: beginnende Vollblüte.
  • Vorgehensweise: abgängig von der Art der Nutzung: Kamillenblüten zur therapeutischen Teenutzung werden üblicherweise von Hand geerntet um den Stängelanteil gering zu halten. Bei der Verwendung der Blüten zur Destillation oder in der Lebensmittelindustrie sind die Qualitätsanforderungen geringer, sodass die Ernte maschinell erfolgen kann.
  • Erntetechnik: Die Blüten müssen maschinelle gepflückt werden. Bei der Pflücktechnik für Kamillenblüten handelt es sich überwiegend um Eigenkonstruktionen der Betriebe.

Nachernte:

  • Trocknungstechnik: meist werden Bandtrocknungsanlagen oder Flächenrosttrockner verwendet.
  • Trocknungstemperatur: eine Produkttemperatur von 40 ° C sollte nicht überschritten werden um die Qualität des Produktes nicht zu gefährden.
  • Destillation: Kamillenblüten, die zu Öl verarbeitet werden, werden meist vor Ort durch Wasserdampfdestillation zu Kamillenöl verarbeitet.

Anis Pimpinella anisum L.

Botanik

Anis (Pimpinella anisum L.) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist eine einjährige Pflanze, die eine Höhe von 30 bis 60 cm erreichen kann. Die Pflanze zeichnet sich durch ihre gefiederten, grünen Blätter und die charakteristischen, weißen Doldenblüten aus, die im Hochsommer blühen. Nach der Blüte entwickeln sich die kleinen, runden, grünlich-braunen Samen, die bekannt sind für den süßlichen, lakritzartigen Geschmack.

Verwendung:

Anis wird sowohl in der Küche als auch in der traditionellen Medizin vielseitig verwendet. Die aromatischen Samen finden häufig Verwendung als Gewürz in Brot, Gebäck und Getränken, insbesondere in Likören wie Ouzo und Pastis. In der Heilkunde wird Anis wegen seiner verdauungsfördernden und krampflösenden Eigenschaften geschätzt und häufig zur Linderung von Magenbeschwerden, Husten und Atemwegserkrankungen eingesetzt. Zudem kommen Anisöl und Anistee in der Aromatherapie und zur Herstellung von kosmetischen Produkten zum Einsatz.

Vermarktung:

Die Vermarktung von Anis erfolgt entweder über den Vertragsanbau in Kooperation mit Erzeugergemeinschaften oder festen Abnehmern. In diesen Verträgen werden sowohl die Preise als auch die gewünschten Qualitätsstandards bereits vor Beginn des Anbaus klar definiert. Diese Vorgehensweise gewährleistet Planungssicherheit für alle Beteiligten und ermöglicht eine gezielte Produktion, die den Anforderungen des Marktes optimal entspricht.

Der Anbau von Anis (Pimpinella anisum L.) bietet eine Vielzahl ökologischer Vorteile, die zur Förderung der Artenvielfalt, zur Stabilisierung von Ökosystemen und zur nachhaltigen Gestaltung der Agrarlandschaft beitragen.

Förderung der Artenvielfalt

In Deutschland gehören etwa 70 % aller Lebewesen zu den Insekten. Diese stellen die artenreichste Tierklasse dar. Insekten spielen eine essenzielle Rolle in Ökosystemen und erfüllen wichtige Funktionen, wie zum Beispiel die Bestäubung von Nutzpflanzen. Die „Krefelder Studie“, die 2017 veröffentlicht wurde, dokumentiert einen starken Rückgang von Insekten in Deutschland. Das betrifft sowohl die Biomasse an Insekten wie auch ihre Diversität.

Ein Anisbestand trägt zur Stabilisierung von Insektenbeständen bei, da blühender Anis mit Nektar und der Pollen eine wertvolle Nahrungsressource für Insekten bereitstellt. Dieser Nektar ist reich an Zucker, welcher den Insekten Energie liefert. Außerdem bietet Anis wertvollen Pollen, der eine wichtige Protein- und Nährstoffquelle für Insekten darstellt. Der Pollen wird vorwiegend für das Wachstum und die Fortpflanzung benötigt. Protein wird von den weiblichen Insekten für die Produktion von Eiern benötigt. Darüber hinaus versorgen viele Insektenarten ihre Larven mit Pollen.

Die Blütezeit des Anis fällt in einen wichtigen Zeitraum, in dem sonst wenig Nahrungsangebote zur Verfügung stehen, die sogenannte Trachtlücke. Anis blüht von Ende Juni bis Anfang August und stellt damit Nahrungsressourcen für Insekten bereit, wenn viele Blühpflanzen und blühende Ackerkulturen bereits abgeblüht sind. Diese Zeit ist für viele bestäubende Insekten wie Bienen, Hummeln und Schwebfliegen kritisch, da die Nahrungsquellen knapp sind.

Indem der Anis Nahrungsressourcen für Insekten bereitstellt, hilft er bei der Stabilisierung von Insektenpopulationen. Diese Insekten dienen wiederum Feldvögeln, Säugetieren und Amphibien als Nahrungsquelle. So profitieren auch weitere Tiere entlang der Nahrungskette indirekt vom Anisanbau.

Eine wichtige Gruppe von Insekten, die vom Anis als Nahrungsressource profitiert sind die potentiellen Bestäuberinsekten Zu diesen zählen unter anderem Schwebfliegen, Wild- und Honigbienen und Schmetterlinge. Ihr Haarkleid ermöglicht den Transport von Pollen. Wenn dieser dann von Blüte zu Blüte transportiert wird, trägt das zur Bestäubung der Pflanzen bei. Bestäuber sind essenziell für den Erhalt der biologischen Vielfalt und für die Stabilität von Ökosystemen. Die Bestäubung durch Insekten sichert nicht nur die Fortpflanzung zahlreicher Wildpflanzen, sondern auch die Produktion vieler Kulturpflanzen, die für die menschliche Ernährung unverzichtbar sind. Anis trägt somit zur Sicherung einer vielfältigen Natur, einer produktiven Landwirtschaft und einer gesunden Ernährung bei.

Auch außerhalb der Blütezeit kann der Anisbestand Insekten fördern. Von der jungen Pflanze profitieren Schmetterlingsraupen, wie die des seltenen Schwalbenschwanzes. Der Anisanbau bietet den Raupen eine zusätzliche Nahrungsquelle, da sie sich bevorzugt von Doldenblütlern ernährt. Durch die Verfügbarkeit von Anis als Futterpflanze können die Raupen ihren Entwicklungszyklus erfolgreich durchlaufen, was zur Erhaltung und Förderung der jeweiligen Schmetterlingspopulation beiträgt.

Anis als wertvolles Glied in nachhaltigen Fruchtfolgen

Anis gehört nicht zu den klassischen Ackerkulturen, sondern stellt eine Sonderkultur dar, die Fruchtfolgen auflockern kann. Durch den Anbau von Anis werden Infektionsketten unterbrochen, da die für typische Pflanzenfamilien spezialisierten Schädlinge und Krankheitserreger keine geeigneten Wirte finden. Zudem profitiert der Boden von der Einbindung einer anderen Pflanzenfamilie, da diese oft andere Nährstoffansprüche und Wurzelsysteme mitbringt, was die Bodenstruktur verbessert und die Verfügbarkeit bestimmter Nährstoffe erhöht.

Larven von Schwebfliegen, die im Anis eine Nahrungsquelle finden, dezimieren Blattläuse. Dadurch trägt der Anisanbau indirekt auch zur biologischen Schädlingskontrolle bei, was im besten Fall eine Einsparung von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht und somit sowohl die Umwelt als auch die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft positiv beeinflusst.

 

Strukturelle Vielfalt in der Agrarlandschaft

Der Anisanbau trägt außerdem zur strukturellen Vielfalt in der Agrarlandschaft bei. Anis gehört zur Familie der Doldenblüter. Der Einsatz weniger genutzter Familien erhöht die Diversität in der Landwirtschaft. So trägt der Anisanbau auch zur Schaffung einer vielfältigen Agrarlandschaft bei.

Klima- und Bodenansprüche

  • Wasserversorgung: Feuchte Frühjahrsperioden und trockene Sommer sind ideal. Ausreichende Wasserversorgung während der Wachstumsphase ist notwendig.
  • Keimtemperatur: 6–8 °C, Feldaufgang nach etwa zwei Wochen.
  • Niedrige Temperaturen: Verlangsamen die Jugendentwicklung und erhöhen die Gefahr von Verunkrautung und Krankheitsbefall.
  • Frost: Empfindliche Reaktion auf Frost.
  • Standort: Bevorzugt sonnig, warm und gut belüftet.
  • Böden: Durchlässig, nährstoffreich, humos und leicht.
  • Ungünstige Böden: Schwere, tonige Böden oder solche mit hohem Stickstoffangebot.
  • pH-Wert: Neutral bis kalkhaltig.
  • Wurzelsystem: Flach, hoher Grundwasserstand ist von Vorteil.
  • Staunässe: Empfindlich gegenüber Staunässe.
  • Blühphase: Trockene Witterungsbedingungen sind während der Blüte notwendig. Niederschlag erhöht die Lageranfälligkeit des Bestandes. Außerdem ist Anis als Fremdbefruchter auf Bestäuber angewiesen. Trockene Bedingungen während der Blühphase fördern den Bestäuberzuflug – bei Regen erfolgt keine Bestäubung.
  • Unkrautdruck: Auswahl von Flächen mit geringem Unkrautdruck, da die Pflanze eine geringe Konkurrenzkraft gegen Verunkrautung hat.

Fruchtfolge

  • Vorfrüchte: Kulturen, die unkrautarme und gut strukturierte Böden hinterlassen, z. B. Blattfrüchte oder Gründüngung.
  • Keine Doldenblütler: andere Doldenblütler wie z.B. Dill, Möhren oder Sellerie in der Fruchtfolge vermeiden, da diese Kulturen ähnliche Krankheiten und Schädlinge fördern und die Bodengesundheit beeinträchtigen können.
  • Durchwuchsprobleme: Kulturen wie Raps oder Fenchel in der Fruchtfolge vermeiden.
  • Selbstverträglichkeit: Geringe Selbstverträglichkeit – Anbaupause von mindestens vier Jahren einhalten.
  • Nachfrüchte: Geeignet ist z. B. Wintergetreide.

Aussaat

  • Verfahren: Aussaat im Direktsaatverfahren im zeitigen Frühjahr (Ende März bis Ende April).
  • Sorten: Keine zugelassenen Sorten in Deutschland – Verwendung verschiedener Herkünfte.
  • Aussaatstärke: 250–500 Körner/m² (entspricht 10–20 kg/ha).
  • Saattiefe: 1–1,5 cm.
  • Reihenabstand: 15–25 cm.
  • Zielgröße Bestandesdichte: Ziel: 100–150 Pflanzen/m².

ngung

  • Stickstoffversorgung: 30–60 kg N/ha zur Aussaat oder kurz nach dem Aufgang. Zu hohe Stickstoffgaben erhöhen die Lagergefahr und verzögern die Entwicklung generativer Organe.
  • Weitere Nährstoffe: Versorgung abhängig vom Bodenzustand über die Fruchtfolge.
  • Organische Düngung: Nicht empfohlen – Gefahr mikrobieller Belastung des Ernteguts.

Unkrautmanagement

  • Unterdrückung: Geringes Unkrautunterdrückungsvermögen erfordert mechanische Maßnahmen:
  • Blindstriegeln: Bis eine Woche nach der Aussaat möglich. Dies birgt aber wergen der geringen Ablagetiefe Risiken
  • Hacken: Ab einer Wuchshöhe von 5 cm, birgt jedoch Risiken wie Beschädigungen oder Verschütten der Pflanzen. Ist die mechanische Unkrautbekämpfung durch Hacken geplant, müssten die Reihenabstände ggf. angepasst werden.
  • Herbizideinsatz: Abhängig von den aktuellen Zulassungen.

Krankheiten und Schädlinge

  • Pilzkrankheiten:
  • Blattfleckenkrankheit: Häufigste Pilzerkrankung, Beginn mit grauen bis hellbraunen Flecken auf der Blattunterseite. Kann zum vollständigen Absterben führen.
  • Weitere Krankheiten: Anisrost, falscher Mehltau, Botrytis, Sclerotinia.
  • Schädlinge: Blattläuse sind die häufigsten Schädlinge.

Ernte und Aufbereitung

  • Mähdruschreife: Erreicht, wenn Stängel gelb und Dolden braun gefärbt sind (Ende Juli bis Anfang September, ca. 3–4 Wochen nach der Blüte).
  • Abreife: Uneinheitlich – Dolden und Samen innerhalb der Dolden reifen nicht gleichzeitig ab. Drusch erfolgt bei Reife der Hauptdolden.
  • Wassergehalt: 12–18 % bei der Ernte, muss sofort nach der Ernte auf 9 % Feuchtigkeit getrocknet werden.
  • Verzögerte Reife: Feucht-kühle Witterung nach der Blüte kann die Reife verzögern.
  • Lager: Erschwert die Ernte und kann Qualitätsverluste verursachen.
  • Ölgehalt: Höchste Gehalte werden bei Wachsreife erreicht.
  • Ertrag: Schwankungen von 500–1.800 kg/ha.

Trocknung und Lagerung

  • Trocknung: Bei 40–50 °C, um Verluste an ätherischen Ölen zu vermeiden.
  • Verunreinigungen: Vermeidung mikrobieller Belastung wie Escherichia coli oder Salmonellen – sie machen die Ernte unbrauchbar.

Untersuchungen & Ergebnisse

Blütenbesucher

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Genetik Kamille

Anbau und Verwendung:

Mohn ist eine klassische Arzneipflanze, in Deutschland jedoch findet er als Speisemohn Verwendung. Jedes Jahr werden in Deutschland 10.000 t Speisemohn verarbeitet. Dies würde einer Anbaufläche von etwa 9.000 ha entsprechen. Allerdings kommen nur 10 % dieser Menge aus heimischem Anbau. 90 % der Mohnsamen werden importiert, vorwiegend aus den osteuropäischen Ländern und Österreich.

Der Mohnanbau in Deutschland unterliegt strengen Regeln. Wer ihn anbauen möchte, muss bei der Bundesopiumstelle, die in Deutschland den Betäubungsmittelverkehr überwacht, eine Genehmigung einholen. Denn Mohn enthält Morphin, ein starkes Opiat, das aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen wird und aus dem Betäubungsmittel hergestellt werden können. Der Richtwert für die Vermarktung beträgt 4 mg Morphin pro kg Mohnsaat. Die in Deutschland zugelassenen Sorten enthalten jedoch weniger Morphin, sodass eine missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen ist.

Für Landwirte ist der Mohn trotz dieses Aufwands eine interessante Kultur. An der Blütenpracht, die im Juni und Juli in ihren pink leuchtenden Farben erstrahlt, kann sich jeder erfreuen und das Landschaftsbild wird ästhetisch aufwertet. Für den Landwirt bietet der Mohnanbau viele betriebliche Vorteile:

Wird Mohn angebaut, ist das eine Erweiterung der Fruchtfolge, was die Biodiversität steigert. Ein weiterer Vorteil bei einer hohen Anzahl an Kulturen im Betrieb ist die bessere Verteilung von Arbeitsspitzen. Die Wurzeln von Mohn reichen tief in den Boden, deshalb kommen die Wurzeln besser an das Wasser aus den tieferen Bodenschichten. So übersteht der Mohn Trockenperioden besser als flach wurzelnde Kulturen. Durch die tiefen Wurzeln wird außerdem der Boden für die Kultur gelockert, die nach dem Mohn angebaut wird. Denn zwei Jahre hintereinander kann Mohn nicht auf dem gleichen Feld angebaut werden. Beim Mohn sollte die sogenannte Anbaupause drei bis fünf Jahre lang sein, andernfalls wird der Mohn häufiger von Krankheiten oder Schädlingen befallen.

Vermarktung

Eine besondere Schwierigkeit stellt die Vermarktung des geernteten Mohns dar:

Im Handel wird eine hohe Reinheit des Ernteguts gefordert, wofür spezielle Reinigungsanlagen nötig sind. Der hohe Anteil an günstiger Importware gefährdet außerdem die Wirtschaftlichkeit des Anbaus.

Trotzdem entscheiden sich immer mehr Landwirte für den Mohnanbau, um regionale Lebensmittel zu erzeugen, Transportwege kurz zu halten und die Biodiversität in der Landschaft zu erhöhen. Was der Mohn an positiven Eigenschaften für Insekten bereithält lesen Sie hier: LINK zu ÖKOLOGISCHE BEDEUTUNG

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Bewertungskatalog

Veranstaltungen

05.04.2025

Arzneipflanzen & Biodiversität – Entdecken Sie mehr!

Besuchen Sie uns am 05.04.2025 von 07 bis 13 Uhr auf dem Wochenmarkt in Soest! Erfahren Sie, wie Arzneipflanzen zur Artenvielfalt beitragen.

11.-13.06.2024

Forschungsprojekt „AmobiLa“ auf den DLG-Feldtagen in Erwitte

Unter dem Leitthema „Pflanzenbau out of the Box“ präsentierten 370 Aussteller ihre Innovationen im Pflanzenbau, der Pflanzenzüchtung und der Agrartechnik.  

11.-13.06.2024

Forschungsprojekt „AmobiLa“ auf den DLG-Feldtagen in Erwitte

Unter dem Leitthema „Pflanzenbau out of the Box“ präsentierten 370 Aussteller ihre Innovationen im Pflanzenbau, der Pflanzenzüchtung und der Agrartechnik. 

MINT-Tag

MINT-Tag an der Fachhochschule Südwestfalen: Schüler erleben Forschung zu Biodiversität und Schlafmohn hautnah

18.09.2024

Feldtag: „Grüne Schätze: Biodiversität, Anbau und Marktchancen für Arznei- und Gewürzpflanzen“

27. August

Insekten-Hotspots in der Agrarlandschaft: Erfolgreiche Field School bringt Landwirtschaft und Naturschutz zusammen

28. Juni 2024

Erfolgreicher Aktionstag des Projekts AmobiLa im Mohndorf Germerode**

19.06.2024

Erste Field School des Projekts am Campus Wiesengut

11.-13.06.2024

Forschungsprojekt „AmobiLa“ auf den DLG-Feldtagen in Erwitte

Download & Links

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Impressum

Name und Anschrift des Betreibers

Universität Bonn
Lehrstuhl für Agrarökologie und Organischer Landbau (AOL)

Auf dem Hügel 6

53121 Bonn

Vertretungsberechtigte Personen
Dr. Andrée Hamm, Prof. Dr. Tanja Schäfer

Kontaktinformationen
info@amobila.de

Angaben zur Rechtsform

Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Verantwortliche für den Inhalt
Sofie Gawronski, Dr. Karoline Röper, Ina Stute

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Förderhinweis

Dieses Projekt wird gefördert durch: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft